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Als ein Wunderkind den Schachweltmeister besiegte!
08.07.2014

National

Als ein Wunderkind den Schachweltmeister besiegte!

Ein Jahr nach seiner erfolgreichen Titelverteidigung gastierte Schachweltmeister Anatoli Karpow 1979 zum ersten Mal in Salzburg. Karl Groiss, der Präsident des Salzburger Schachverbands, lotste den Russen hierher, ohne lange über die Kosten von 35.000 Schilling für das Gastspiel nachzudenken. Zum Glück half SN-Herausgeber Max Dasch, er stellte auch den SN-Saal für den großen Abend zur Verfügung.

30 Spieler waren als Gegner für die Simultanpartien ausgewählt worden. Karpow akzeptierte wie immer nur 25; eine Ausnahme machte er dann doch: er ließ die Landesmeisterin Brigitte Cimarolli (später bekannter geworden als Playmate des Monats und Penthouse Girl) ans Brett. Über 300 Schachfreunde wurden vor ziemlich genau 35 Jahren Zeugen eines einmaligen Abends mit Überraschungen.

Nach einer Stunde bot Karpow der jungen Salzburgerin ein Gentleman-Remis an (beim zweiten Gastspiel vier Jahre später wiederholte Karpow sein Angebot nicht). Auch vier weitere Partien endeten im SN-Saal unentschieden, eines holte noch Matthias Költringer. Ein weiteres bot Karpow dem heimischen „Wunderkind“ Josef („Sepperl“) Klinger an – der zwölfjährige St. Johanner lehnte ab, hoffte auf die Sensation – und verlor nach 2:40 Stunden. Karpow verabschiedete sich von Salzburg mit einem von den Schachfreunden veranstalteten Gartenfest, den Wodka lehnte der promovierte Wirtschaftswissenschafter ab. Er versprach, wiederzukommen.

1983 kam er tatsächlich wieder. Dieses Mal musste für das Karpow-Team ein Budget von 85.000 Schilling aufgestellt werden. Im Café Winkler musste der Russe zwei Niederlagen einstecken: eine gegen den mittlerweile 16-jährigen Josef Klinger, die zweite gegen Hermann Hamberger. Ein Jahr später kam mit Michail Tal noch ein weiterer russischer (Ex-)Weltmeister zur Eröffnung des Schachzentrums nach Salzburg.

Karpow wurde später noch einmal Weltmeister (1993-99), das „Wunderkind“ Klinger wurde 1985 Dritter der Junioren-WM, 1988 zweiter Großmeister Österreichs, 1993 wieder Staatsmeister. Dann stellte er das Schachbrett ins Eck, wurde professioneller Pokerspieler und Preisgeld-Millionär.

mihu/07.07.2014                                                                                                                                                                                                                                                       Quelle: „Salzburger Nachrichten“(SN) vom 7. Juli 2014 von Richard Oberndorfer 

 

 

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